Über Lesefahrten

Allmählich verstehe ich den Impuls, das zweite Buch über die Lesereise zum ersten schreiben zu wollen. Nichts am Buchschreiben kostet mich so viel Überwindung, wie mit einem eigenen Text vor ein physisch anwesendes Publikum zu treten.
Als lesende Autorin bin ich sozusagen in Socken versehentlich an den Start eines Marathons (=auf die Bühne) geraten, während die anwesenden Sportler darauf natürlich trainiert haben. Mit “anwesende Sportler” meine ich in der Analogie all die Menschen, von denen ich mir vorstelle, sie hätten das Auftreten von Kindesbeinen an geübt – und gewollt. Darum sind sie Sänger*in, Musiker*in, Schauspieler *in geworden. Und nicht Autor*in.

Sibylle Berg hat das letzthin bei Helge Schneider im TV gesagt, das Buchschreiben sei so lange wunderbar, bis man hinaus muss und das Buch allen zeigen. Ich habe sehr mitgefühlt, hatte ich zu diesem Zeitpunkt doch fast alle meine Termine noch vor mir.
Jeder Lesetermin war anders bisher, entweder gab es Moderation oder keine, oder Mitleser*innen oder nicht, mal lag der Abend ganz auf meinen Schultern, mal haben die Buchhändler*innen kräftig mit vorbereitet – mal war mehr und mal weniger Zeit zur Verfügung. Aber immer war derselbe Angst-Berg zu überwinden, der in meinem Fall sehr sehr steil und zerklüftet ist, keine leichte Route, der Pass oft im Sommer tief verschneit… und immer war es eine ganz wunderbare, ruhige Freude im Danach.

So auch gestern, in diesem Metzingen, das in Gernhardts Gedicht auch deswegen so schlecht wegkam, wie ich gestern erfuhr, weil er dort eine Lesung gehabt hatte und nur zwei Gäste da gewesen sind. Dieses Schicksal teilen wir nicht, darum gibt’s auch kein neues Gedicht.
Besondere Freude auch, weil völlig unerwartet alte Freunde in der ersten Reihe sitzen, und auch, (und das gilt nicht nur für Metzingen gestern!) weil es so eine schöne Sache ist, Gast zu sein bei Menschen, die das was sie tun, sichtlich lieben. Vielen Dank dafür!

Die nächste Lesung ist kommenden Sonntag, 18.11.2012 in der Buchhandlung Holm, Karlsstraße 6, in 89143 Blaubeuren. 11 Uhr. Telefon 07344/4509, eMail: holm@buchhandlung-holm.de